Donnerstag, 15. Oktober 2009

Kleine Geschichte vom Einkaufen

Einkaufen Als Kundin bin ich wirklich leicht zufrieden zu stellen. Fast immer freundlich und stets entscheidungsfreudig. Die Verkäuferin sitzt gähnend hinter der Theke und strickt gemütlich weiter an den Söckchen für den Enkel, während ich gerne einkaufen möchte? Mir egal - soll sie doch - ich bin ein Fan selbst gestrickter Oma-Socken. Auf der Post warte ich eine Viertelstunde auf eine Briefmarke, weil die Briefmarken-Frau am Handy mit dem Liebsten turtelt? OK - ich will das junge Glück nicht stören. Nur eines treibt mich die Wände hoch: Wenn ich mein Geld nicht loswerde. Egal, ob beim Obsthändler auf dem Markt oder am Zeitungskiosk auf dem Flughafen - ständig diese Feilscherei wegen zu großer Scheine. Dabei haben die Russen ja beinahe nichts anderes als Scheine. Das Kleingeld werfen sie schon Mal achtlos auf den Boden - da kann man eh nichts für kaufen - und in den eigenen Taschen sammeln sich die Geldscheine, so dass man endlich mal das Gefühl bekommt, man wisse nun, was ein "dicke Brieftasche" ist. Besitzt man nun aber die Frechheit, mit einem 500-Rubel-Schein bezahlen zu wollen, wird man abgewiesen. Kein Wechselgeld vohanden! Nun sind 500 Rubel nicht die Welt, gerade ein wenig mehr als zehn Euro. Aber die Aliens hinter dem Verkaufstresen gucken so, als habe man ihnen gerade einen 1000-Euro-Schein vor die Nase gelatzt. Genausogut könnte es auch eine Katzenpfote oder drei Wochen alter Fisch sein. Alles zureden hilft nichts. Sie weigern sich einfach, mir etwas zu verkaufen. Und ich, der Kunde, der König, muss loslaufen und jemanden suchen, der die Gnade besitzt, mich von meinem Reichtum zu erlösen. Und während ich rumirre, mit knurrendem Magen und trockenem Hals, mit meinem unverschämten 500-Rubel-Schein in der Hand, denke ich: Das ist keine Servicewüste mehr, das ist der Servicemond, oder ganz einfach: Service am Arsch!

East Side Gallery

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